Liebe Leserinnen und Leser

Überall Traktoren mit Bannern: Der Unmut und Protest der Bauern ist nicht zu übersehen. Wir Landwirte werden teils mit großem Verständnis begrüßt, doch gibt es auch negative Stimmen. Ich werde immer wieder gefragt: „Geht es den Landwirten wirklich so schlecht? – Zumal doch Agrarökonome in der Presse von hohen Gewinnen in der Landwirtschaft berichten.“

Ich möchte ich mich als Landwirt mit einem Pferdepensionsbetrieb folgend äußern:

Das Wirtschaftjahr in der Landwirtschaft geht von 1. Juli bis 30. Juni. Das bedeutet: Die schlechten Ernten auf Grund des schlechten Wetters im August 2023 schlagen erst in der nächsten Bilanz zu Buche, daher sprechen die Agrarökonome von nicht aktuellen Zahlen und Bewertungen.

Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor völlig neue Herausforderungen. Wir Landwirte werden in Zukunft mehr Missernten aufgrund von Wettereinflüssen haben, sei es extreme Trockenheit oder Starkregen/Unwetter oder Dauerregen wie letztes Jahr, da diese Ausfälle nicht versicherbar sind müssen mehr Rücklagen angesammelt werden. Die Preisgestaltung unserer Produkte unterliegt dem Weltmarkt, wodurch uns ein Preis diktiert wird und wir diesen nicht selbst bestimmen können. Man erfährt also immer erst nach der Ernste beim Verkauf was man bekommt und wie groß der Gewinn oder Verlust schlussendlich ist.

Wir Landwirte müssen von unserem Gewinn unsere Sozialversicherungen bezahlen, wir können nicht die Krankenkasse frei wählen wie alle anderen, sondern sind in der landwirtschaftlichen Krankenkasse pflichtversichert, die im Übrigen zum Jahreswechsel auch wieder ihre Beiträge um fast 10 Prozent erhöht hat. Wir müssen von unserem Gewinn unsere Darlehen tilgen, mit denen wir unsere Maschinen und Gebäude finanziert haben. Viele von uns Landwirten, die einen neuen Stall gebaut haben, benötigen dafür Darlehen im siebenstelligen Bereich, was bei einem Gewinn von  100.000,-  ein Tilgung von mehr als 15 Jahren mit sich bringt. Durch ständig neue Auflagen und Vorschriften sind oft Stallkonzepte nach ein paar Jahren veraltet und müssen teuer umgebaut werden, oder die Renditen werden gemindert, da die Tierbelegungszahl pro Stallfläche gemindert werden muss, was bei der Finanzierung vorher nicht kalkulierbar war. Dies führt zu weiterer finanzieller und damit auch existenzieller Belastung.

Was mich persönlich am meisten verärgert: Die Politiker sprechen von „Subventionen auf Agrardiesel“, was schlichtweg falsch betitelt ist!!! Die Mineralölsteuer wurde 1939 für Diesel eingeführt und war damals noch zweckgebunden für den Straßenbau und Straßenunterhalt. Da wir Landwirte die meiste Zeit auf dem Acker unterwegs sind und nicht auf der Straße, wurde die Landwirtschaft von dieser Steuer befreit. Aktuell beträgt die Steuerbefreiung noch ca. 50 %. Das heißt im Klartext wir Landwirte kaufen das Diesel zum ganz normalen Preis incl. aller Steuern ein und bekommen dann ungefähr die Hälfte der Mineralölsteuer zurückerstattet. Alle andren Steuern die auf dem Diesel (Ökosteuer/Co² Steuer…) zahlen wir zu 100 %.  Das ergibt aktuell eine Rückvergütung von 21 Cent pro Liter. Im Gegensatz zu anderen Ländern in der EU, in denen die Landwirte den Diesel direkt steuerbegünstigt oder steuerbefreit kaufen können, geben wir deutschen Landwirte unserer Bundesregierung ein kostenloses und zinsfreies Darlehen. Erst durch einen bürokratischen Antrag bekommen wir unser Geld wieder vom Staat zurück!

Hier kommen wir auch gleich zum nächsten Punkt, nämlich dass die Bevölkerung sich immer weiter von der Landwirtschaft entfernt. Auch hier sehe ich ein großes Verschulden unserer Politik. Wir Landwirte werden von unseren Politikern in der Öffentlichkeit als Sündenbock für unsere Klimaprobleme missbraucht. Die Politiker sind der Meinung, sie bekämen mit immer mehr Auflagen und Vorschriften im Bezug auf die Landwirtschaft das Klimaproblem und das Artensterben wieder in den Griff.

Das Gegenteil ist der Fall durch die vielen Auflagen und Vorschriften und die steigende Bürokratie müssen immer mehr Landwirte ihre Betriebe, welche seit unzähligen Generationen Bestand und Tradition hatten und für Nahrungsmittelsicherung der deutschen Bevölkerung sorgten, für immer schließen.

Auch die Pferdehaltung ist ohne die Landwirtschaft nicht möglich, selbst wenn manche Pferdehaltungsbetriebe nicht mehr einer offiziellen Landwirtschaft angehören, ist doch die Heu-und Strohproduktion als auch die Mistwertung und Pflege der Weideflächen in der Landwirtschaft angesiedelt. Es geht hier um 1,25 Millionen gehaltene Pferde in Deutschland, an diesen hängen mehr als 350.000 Arbeitsplätze: Pferdepensionen mit ihren Angestellten, Hufschiede, Tierärzte und Pferdekliniken, Reitlehrer und sonstige Ausbilder, Züchter und Zuchtstationen, Sattler und Pferdeausrüster, Futtermittelhersteller und die ganze Handelskette, Stallausrüster, Hallenbauer, Landmaschinenhersteller und Vertriebspartner so wie Landmaschenwerkstätten und Lohnunternehmer und viele, viele mehr.

Abschließend möchte ich euch bitten: Unterstützt die Landwirte, denn es geht uns alle an!!!

Ich möchte endlich wieder LANDwirt und kein Bürowirt sein!